Das Auswahlgespräch im Stipendium rocken – so geht es!

Du hast die Bewerbungsunterlagen eingereicht und wochenlang gebangt. Endlich kommt sie – die alles verändernde E-Mail, in der steht, dass du zum Auswahlgespräch fürs Stipendium eingeladen wurdest. Als ich damals die Einladung von der Stiftung der Deutschen Wirtschaft erhielt, war ich im ersten Moment überglücklich. Doch innerhalb von einer Sekunde auf die andere verblasste meine Freude und wich einem Gefühl der Beklemmung. „Spätestens jetzt fliege ich raus.“

Dabei ist eine Einladung zum Auswahlgespräch ein großes Kompliment. Eine Einladung zeigt, dass die Stiftung an dir interessiert ist und dich näher kennenlernen möchte. Das Gute, in diesem Moment spielen dein Motivationsschreiben und dein Lebenslauf keine Rolle mehr. Beim Auswahlgespräch fürs Stipendium geht es ausschließlich um deine Leistung im Gespräch.

Auswahlgespräch Stipendium
Stipendium Auswahlgespräch

Ablauf

Bei den meisten Stipendien verläuft das Auswahlgespräch nach einem ähnlichen Ablauf und besteht aus den folgenden Elementen:

  • Selbstvorstellung der Interviewer
  • Selbstvorstellung von dir und Fragen zu deinem Lebenslauf
  • Fragen zur Stiftung
  • Situative Fragen & Sozialkompetenzen
  • Tagesgeschehen

Eine Sammlung der häufigsten Fragen im Auswahlgespräch findest du hier.

Selbstvorstellung der Interviewer

Meistens beginnt das Auswahlgespräch im Stipendium mit einer kurzen Vorstellung deiner Gesprächspartner. Dabei sind häufig ein Alumnus der Stiftung und ein Stipendiat. Hier kannst du bereits einen guten Eindruck hinterlassen, indem du durch Lächeln und aufmerksames Zuhören dein Interesse an deinen Gesprächspartnern zeigst.

Deine Vorstellung und Fragen zum Lebenslauf

Im nächsten Schritt liegt es an dir, dich vorzustellen. Je nach Gesprächsformat möchten deine Gesprächspartner entweder eine kurze Selbstvorstellung, bei der du sie durch den Lebenslauf führst oder sie fragen dich direkt nach konkreten Stationen. Diese Fragen kannst du vorab gut vorbereiten und dazu nutzen, um das Gespräch geschickt zu lenken.

Fragen zur Stiftung

Gerade bei den 13 Förderwerken ist die ideelle Förderung einer der größten Vorteile des Stipendiums. Darum erwarten die Stiftung auch, dass du dich vorab über ihr Programm informierst und interessiert bist. An dieser Stelle kommen Nachfragen zum Förderwerk oder zum Programm selbst. Warum bist du der ideale Kandidat für dieses Stipendium? Häufig möchten deine Gesprächspartner auch erfahren, wie du planst, dich in die Förderung einzubringen und was du zum Beispiel in der Regionalgruppe tun würdest.

Situative Fragen & Sozialkompetenzen

Neben einem Fokus auf die eigenen Werke möchten die Stiftungen auch sehen, welche sozialen Kompetenzen du mitbringst. An dieser Stelle wirst du gebeten, eine konkrete Situation zu schildern, in der du aus Fehlern gelernt hast, Führungsqualitäten gezeigt oder in einer Gruppe zusammengearbeitet hast. Überlege dir vorab Situationen, von denen du erzählen kannst und lerne deine Antworten zu strukturieren: Beschreibe die Situation, deine Rolle darin und wie du zur Lösung der Situation beigetragen hast. Wichtig, bleibe ehrlich und auf dem Boden der Tatsachen.

Tagesgeschehen

Ein weiterer Punkt sind Fragen zum Tagesgeschehen und zur Allgemeinbildung. Meistens möchten die Stiftungen wissen, ob und welche Nachrichten du schaust und wie du dich politisch bildest. Eine typische Frage wäre, dass du zu einer aktuellen politischen Situation Stellung nehmen sollst.

Hier solltest du aufpassen, dass du deine Antwort gut strukturierst und auf Basis von Argumenten und Fakten eine differenzierte Schlussfolgerung ziehst. Antworte nicht zu einseitig, sei aber trotzdem bestimmt.

Tipp: Auch wenn du deine eigene Ansicht vertrittst, solltest du trotzdem darauf achten, dass deine Antworten im Einklang mit den Werten der Stiftung sind.

Vorbereitung für das Auswahlgespräch im Stipendium – Vier Tipps

Genau, wie bei den anderen Schritten im Bewerbungsprozess kannst du auch das Auswahlgespräch vorab vorbereiten. Selbstverständlich kannst du nicht alle Fragen kennen, aber allein durch deine Vorbereitung und deine Beschäftigung mit der Stiftung, wachsen deine Selbstsicherheit und deine Motivation, wodurch du im Gespräch besser auftrittst.

Tipp 1: Informiere dich AUSFÜHRLICH über die Stiftung und ihre Werte

Die Stiftungen möchten jemanden finden, der zu ihnen und ihren Werten passt. Wie du das zu deinem Vorteil nutzen kannst, habe ich bereits hier ausführlich erklärt.

Noch einmal die Kurzfassung: Die Stiftungen sind idealistische Organisationen und möchten die Welt verbessern. Sie suchen nach Stipendiaten, die sich aktiv einbringen und zu diesen Werten passen.

Informiere dich vorab ausführlich über die Projekte und die Organisation deiner Wunschstiftung. Überlege proaktiv, wie du dich dabei einbringen kannst und auf welche Aspekte der ideellen Förderung du besonders Lust hast. Zeige im Gespräch, dass du informiert und vor allem motiviert bist. Die Stiftung möchte sehen, dass jemand richtig Bock auf sie hat. Das zu zeigen sollte dir nicht schwerfallen, schließlich möchtest du das Stipendium ja.

Gleichzeitig solltest du dir die Werte der Stiftung vor Augen führen und sie dir notieren. Nutze sie wie ein Leitbild während des Gesprächs, in dem du deine Antworten mit den Werten der Stiftung verknüpfst.

Tipp 2: Bereite deine Selbstpräsentation vor und hinterfrage deinen Lebenslauf

Ob du eine klassische Selbstpräsentation wie im Bewerbungsgespräch halten musst, ist von Stiftung zu Stiftung unterschiedlich. Trotzdem hilft es eine vorzubereiten, um auf diese Weise vertrauter mit deinem Lebenslauf zu werden. Hier ist der berüchtigte rote Faden das Wichtigste. Die Stiftungen wollen sehen, dass du ein klares Ziel verfolgst und Dinge bewusst tust.

Starte mit der Schulzeit und erzähle eine Geschichte. Dabei ist es wichtig, dass du nicht einfach nur Stationen abhakst, sondern immer erzählst, was dich bewegt und welche Motivation hinter einer Entscheidung lag. Erwähne auch Rückschläge und wie du aus ihnen gelernt hast.

Häufig stellen deine Gesprächspartner hier Nachfragen. Eine gute Vorbereitung auf dieses Gesprächsformat ist es, den eigenen Lebenslauf kritisch durchzugehen und über mögliche Fragen nachzudenken. Das kannst du gut zusammen mit einem Freund üben.

Reflektiere auch deine Zukunftspläne. Wo siehst du dich in fünf Jahren und warum? Wichtig ist, dass du deine Antworten strukturiert wiedergibst und sie vor allem gut begründest. Warum die Uni, warum der Studiengang? Was treibt dich an?

Tipp 3: Überlege dir vorab Geschichten zu situativen Fragen

Bei situativen Fragen wirst du meistens gebeten, eine Situation zu beschreiben, in der du eine bestimmte Kompetenz unter Beweis gezeigt hast. Ein Beispiel für eine solche Frage wäre: „Beschreiben Sie eine Situation, in der Sie im Team ein Problem lösen mussten.“

Obwohl dieser Fragetyp auf den ersten Blick sehr herausfordernd wirkt, ist er eigentlich äußerst praktisch, weil du ihn gut vorbereiten kannst. Diese Fragen handeln immer von denselben Themen:

  • Rückschläge
  • Konflikte
  • Führungskompetenzen
  • Erfahrungen im Team

Überlege dir mehrere Situationen (fünf bis zehn), die zu den Themen passen. Wann hast du Rückschläge erlebt? Welche Erfahrungen hast du bisher im Team gemacht?

Übe auch strukturiert zu antworten. Schildere zuerst das Problem, beschreibe dann deine Rolle darin und wie du vorgegangen bist und was das Resultat war.

Beispielsweise wurde mir bei meinem Auswahlgespräch fürs Stipendium die Frage gestellt, wann ich ein Ziel erst nach einem Scheitern erreicht hatte.

Daraufhin erzählte ich, wie ich zweimal durch die Führerscheinprüfung gefallen bin.

Tipp 4: Schaue Nachrichten und informiere dich über das Tagesgeschehen

In der Regel erhältst du zwei bis vier Wochen vor dem Auswahlgespräch fürs Stipendium die Einladung. Spätestens jetzt solltest du täglich Nachrichten schauen und, noch wichtiger, die Themen notieren und dich kritisch mit ihnen auseinandersetzten. Dafür reichen bereits fünf bis zehn Minuten pro Tag. Wichtig ist, dass du die Nachrichten nicht nur passiv konsumierst, sondern die Themen aktiv reflektierst.

Bei Fragen nach dem Tagesgeschehen musst du entweder selbst spontan ein Thema vorstellen und dich dazu positionieren oder deine Gesprächspartner fragen dich zu einem bestimmten aktuellen Fall.

Fasse den Fall kurz zusammen und nenne die Pro- und Kontraargumente. Ziehe dann auf Basis deiner Argumente ein differenziertes Fazit und erkläre, warum du dich für Position XY entscheidest. Selbst, wenn du eine Position deutlich besser findest als die andere, solltest du sachlich zu bleiben und nicht ins Extreme abzuschweifen.

Häufige Fehler beim Auswahlgespräch im Stipendium

Mit einer guten Vorbereitung steht einem Erfolg im Auswahlgespräch nichts mehr im Wege. Wenn du es bereits so weit geschafft hast, dann sehen die Stiftungen in dir genug Potenzial für die Aufnahme. Auch beim Auswahlgespräch fürs Stipendium gibt es Fehler, die du auf jeden Fall vermeiden solltest:

  • Schlechte Vorbereitung über die Stiftung: Die Förderwerke sind aufrichtig daran interessiert, dich kennenzulernen. Dieses Interesse solltest du auf jeden Fall erwidern. Bereite dich gut vor, in dem du ausführlich über die Stiftung recherchierst. Kenne ihre Werte, ihre Projekte und ihre Organisation.
  • Desinteresse: Kaum etwas hinterlässt einen so schlechten Eindruck wie Desinteresse am Förderwerk oder an deinen Gesprächspartnern. Lächle viel, stelle Nachfragen. Zeige Motivation und Begeisterung.
  • Falsche Glaubenssätze:Die sind bestimmt super streng und elitär.“ Falsch! Mein Gespräch bei der SDW war eines der nettesten Bewerbungsgespräche, die ich jemals hatte. Vergiss nicht, das sind Menschen, die sich in ihrer Freizeit dafür einsetzen, junge Leute zu fördern. Wenn du davon ausgehst, dass deine Gesprächspartner dir wohlgesonnen sind, wirst du diese positive Energie auch ausstrahlen.
  • Unüberlegte Antworten geben: Sowohl bei Fragen zum Lebenslauf als auch bei tagespolitischen Themen solltest du zeigen, dass du zielstrebig und selbstreflektiert bist. Strukturiere deine Antworten und begründe sie immer mit Argumenten.

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