Ist es möglich, ein Stipendium ohne soziales Engagement zu bekommen? Schließlich gehört Ehrenamt, zusammen mit Persönlichkeit und guten Noten zu den Grundvoraussetzungen eines Stipendiums. Es ist definitiv möglich, ohne guten Noten bei einer renommierten Stiftung zu landen. In dem Fall muss es doch auch möglich sein, ein Stipendium ohne soziales Engagement zu erhalten.
Einfach ist es nicht, aber du hast mehr Möglichkeiten als du denkst.
Für die meisten der 13 Förderwerke ist Engagement essenziell. Die Stiftungen suchen nach Bewerbern, die Verantwortung übernehmen und die Welt verbessern möchten. Außerdem wollen sie Kandidaten, die bereit sind, sich innerhalb der Stiftung zu engagieren. Gesellschaftliches Engagement ist für sie ein guter Maßstab, um diese Bereitschaft zu messen. Wenn du über nicht viel gesellschaftliches Engagement verfügst, lautet deine Mission, die Stiftungen davon zu überzeugen, dass du auch ohne gesellschaftliches Engagement ein Stipendium verdienst.
Stipendium ohne soziales Engagement bekommen: Die Ausgleichstrategie
Bei der Ausgleichstrategie geht es darum, Voraussetzungen, die du nicht erfüllst, durch andere Faktoren zu kompensieren, sprich auszugleichen. Diese Strategie würde ich dir empfehlen, wenn du in den Noten oder Persönlichkeit punktest. Deine Aufgabe ist es, glaubhaft zu begründen, warum du dich bisher nicht oder kaum engagiert hast. Ein möglicher Grund könnten sehr gute akademische Leistungen sein (Schnitt über 1,2). Weil du die Noten sehr priorisiert hast, bist du bisher nicht dazu gekommen, dich zu engagieren. In diesem Fall würde ich dir empfehlen, dich bei Stiftungen zu bewerben, die mehr Wert auf die akademische Leistung legen, wie die Studienstiftung des Deutschen Volkes oder das Deutschlandstipendium.
Auch Hindernisse oder erschwerende Umstände können ein fehlendes Engagement begründen. Mögliche Faktoren wären:
- Ein Migrationshintergrund
- Du bist Erstakademiker
- Eine Krankheit oder eine Lernschwäche
- Viele Nebenjobs aufgrund von finanzieller Bedürftigkeit
Wichtig ist, dass du diese Hürden auf irgendeine Art nachweisen kannst. Außerdem solltest du den Stiftungen vermitteln, dass du vorhast, dich in der Zukunft mehr zu engagieren und dies auch als Stipendiat innerhalb der Stiftung tun wirst. Im Idealfall hast du bereits erste Schritte in Richtung Engagement unternommen, in dem du beispielsweise einer studentischen Initiative beigetreten bist.
Hinterfrage dein bisheriges Engagement
Wenn du weißt, dass du fehlendes Engagement nicht ausgleichen kannst, solltest du schauen, ob du nicht doch mehr Engagement zu bieten hast, als du vielleicht dachtest. Ganz allgemein bedeutet, Engagement, dass du dich aktiv für etwas einsetzt, was dir wichtig ist (Quelle: LPB NRW).
Hinterfrage deinen bisherigen Werdegang und schaue, ob es Bereiche gibt, in denen du freiwillig mehr tust als von dir erwartet wird. Vielleicht schreibst du einen Blog über Videospiele oder kümmerst dich um die Haustiere deines Nachbars. Frage dich, was dir Spaß macht und in welche Bereiche, du gern Energie investierst. Auch ein ausgeprägtes Hobby wie Zeichnen kann dazu zählen.
Viele Studierende, mit denen ich spreche, sehen ihre Aktivitäten als so selbstverständlich an, dass sie gar nicht merken, dass sie sich engagieren. Oder hast du gewusst, dass beispielsweise Leistungssport als Engagement gezählt wird?
Wichtig ist, dass du genau die Voraussetzungen deiner Wunschstiftung überprüfst und schaust, wie sie Engagement definieren. Außerdem musst du im Motivationsschreiben und im Auswahlgespräch begründen, warum du dich engagierst und was dich motiviert.
Stipendium ohne soziales Engagement bekommen: Die Abwartenstrategie
Wenn du merkst, dass du bisher noch nichts getan hast, was als Engagement zählt, kannst du explizit nach Stiftungen suchen, die ein Stipendium auch ohne gesellschaftliches Engagement vergeben. Allerdings gibt es nicht viele Stiftungen, die in diese Kategorie fallen. Selbst bei der Studienstiftung des Deutschen Volkes oder dem Deutschlandstipendium erhöht ein Ehrenamt deine Chancen auf ein Stipendium. Bist du bereits in der letzten Phase deines Studiums angelangt, würde ich dir empfehlen, dich trotzdem zu bewerben. Schließlich hast du nichts zu verlieren und viel zu gewinnen.
Bist du hingegen erst am Anfang deines Studiums, kann es Sinn machen, die Bewerbung abzuwarten, bis du ein geeignetes Engagement gefunden hast. Dabei muss das Engagement gar nicht so ausgeprägt sein. Auch, wenn du dich erst seit Kurzem engagierst, hast du gute Chancen bei der Bewerbung, solange du deine Motivation, dich zu engagieren überzeugend begründen kannst.
Was du tun kannst
- Hinterfrage deine bisherigen Tätigkeiten und schaue in welchen Bereichen, du freiwillig Verantwortung übernimmst.
- Finde ein Engagement, das dir Spaß macht. Es muss nicht viel sein. Wie das geht, erkläre ich dir hier.
- Identifiziere, die Hindernisse, die dich bisher vom Engagement abgehalten haben und finde Nachweise für sie. Schaue, ob du mangelndes Ehrenamt durch sehr gute Noten oder besondere Umstände ausgleichen kannst.
- Bewirb dich bei Stiftungen, die weniger Wert auf ehrenamtliche Tätigkeiten legen. Häufig gibt es auch spezielle Programme für besondere Studienvorhaben. Je spezieller das Stipendium, desto höher deine Chancen auf Erfolg.